Im Unternehmen gendern? | Zeitgemäß und heiß diskutiert

Im Unternehmen gendern | Was spricht dafür, was dagegen?

Gendern als Debatte in Gesellschaft und Unternehmen

In der modernen Welt der Arbeit steht das Thema Geschlechtergerechtigkeit und Inklusion zunehmend im Fokus – auch für Arbeitgeber. Eine der Maßnahmen, die deutsche Unternehmen ergreifen können, um diese Ziele auch in der Sprache umzusetzen, ist das inklusive Gendern von Texten und Kommunikation. Diese Praxis zielt nicht nur darauf ab Frauen zu sichtbarer zu machen, sondern jedes Geschlecht gleichermaßen anzusprechen und geschlechtsspezifische Stereotypen abzubauen und so alle gleich zu behandeln. Es kann zudem um das Recht auf Diskriminierungsfreiheit gehen. Doch während einige die Vorteile des Genderns betonen, gibt es auch Kritiker, die auf potenzielle Nachteile, Herausforderungen und Kosten hinweisen. Diese Debatte über Sprache wirft wichtige Fragen auf, die sowohl für Unternehmen als Arbeitgeber als auch für die Gesellschaft insgesamt von Bedeutung sind.

Gendern erklärt

Bevor wir uns weiter mit dem Gendern in deutschen Unternehmen, im Betrieb und bei der Arbeit befassen, ist es wichtig, den inhaltlichen Teil des Begriffes “Gender” genauer zu betrachten und seine Bedeutung zu verstehen. “Gender” bezieht sich auf die sozial konstruierten Rollen, Verhaltensweisen, Ausdrucksformen und Identitäten, die eine Gesellschaft einem bestimmten Geschlecht zuschreibt – dabei geht es vor allem, aber nicht nur, um Männer und Frauen. Anders als “sex”, das biologische Merkmale wie Chromosomen und Fortpflanzungsorgane beschreibt, ist “gender” ein soziokulturelles Konzept, das durch kulturelle, soziale und individuelle Einflüsse gleich geprägt wird und inzwischen nicht mehr nur die Kategorien Mann und Frau umfasst.

In vielen Gesellschaften werden Geschlechterrollen und -erwartungen anhand von Stereotypen und traditionellen Vorstellungen darüber, wie ein Mann oder eine Frau sein sollte, definiert. Das gilt auch für die deutsche Gesellschaft. Diese Vorstellungen können sich auf jeden Teil des Lebens auswirken, einschließlich Bildung, Arbeit, Familie und Freizeit. Geschlechterstereotype können dazu führen, dass bestimmte Geschlechter im Recht, im Alltag und bei der Arbeit benachteiligt oder diskriminiert werden, und sie können die Chancen und Möglichkeiten von Menschen einschränken, basierend auf ihrem Geschlecht.

Gendern und Geschlechtergerechtigkeit für Unternehmen

Das Konzept des “Gender” ist daher von zentraler Bedeutung für Diskussionen über Geschlechtergerechtigkeit und Inklusion. Indem Unternehmen eine geschlechtergerechte Sprache verwenden und genderneutrale Arbeitspraktiken fördern, können sie dazu beitragen, Geschlechterstereotype zu durchbrechen und eine Arbeitsumgebung zu schaffen, in der alle Mitarbeiter unabhängig von ihrem Geschlecht gleichermaßen erfolgreich sein können.

Es ist wichtig anzumerken, dass sich das Verständnis von “Gender” in Recht und Gesellschaft im Laufe der Zeit weiterentwickelt hat und dass Geschlecht eine komplexe und vielschichtige Dimension der menschlichen Identität ist. Durch eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Konzept des “Gender” können Unternehmen besser darauf reagieren und Maßnahmen ergreifen, um Geschlechtergerechtigkeit und Inklusion zu fördern und eine Atmosphäre bei der Arbeit zu schaffen, die für alle Mitarbeiter gleichermaßen zugänglich ist.

Gendern in Unternehmen: Vor- und Nachteile

Wie ein Unternehmen mit diesem Thema umgeht, hängt immer auch von dem Selbstbild, dem Umfeld und anderen Faktoren ab. Wir können lediglich Vor- und Nachteile und den Umgang damit abbilden.

Hauptgründe für Gendern

Einer der Hauptgründe für eine inklusive Sprechweise in dieser Form ist die Förderung von Geschlechtergerechtigkeit und Inklusion von Frauen. Durch die Verwendung gendergerechter Sprache können Unternehmen oder ein Betrieb sicherstellen, dass alle Geschlechter gleichermaßen repräsentiert und angesprochen werden. Dies trägt dazu bei, eine Arbeitsumgebung zu schaffen, in der sich alle Mitarbeiter respektiert und wertgeschätzt fühlen.

In einigen Ländern gibt es zudem  Vorschriften im Recht oder Richtlinien, die Unternehmen zur Verwendung einer Form von gendergerechter Sprache verpflichten. Es muss daher sichergestellt werden, dass diese Anforderungen im Betrieb erfüllt werden, um rechtliche Konsequenzen zu vermeiden und ihr Image als verantwortungsbewusste Organisation zu wahren.

In eine ähnliche Richtung geht auch der Anspruch, Vielfalt und Inklusion zu fördern. Das bringt oft einen Wettbewerbsvorteil. Studien haben gezeigt, dass diverse Teams tendenziell innovativer und kreativer sind und bessere Geschäftsergebnisse erzielen. Das Gendern von Texten und Kommunikation kann dazu beitragen, ein inklusives Arbeitsumfeld zu schaffen, das die Vielfalt der Mitarbeiter in dieser Form widerspiegelt und allen das Gefühl gibt, Teil eines Ganzen und gleich zu sein.

Abschließend kann man inzwischen davon ausgehen, dass Kunden Unternehmen schätzen, die ihre Vielfalt und Individualität respektieren. Gendergerechte Sprache zu verwenden, kann zeigen, dass die Bedürfnisse und Identitäten der Kunden verstanden und respektiert werden. Dies kann dazu beitragen, das Markenimage zu verbessern und das Vertrauen der Kunden zu stärken.

Punkte, die gegen Gendern in Unternehmen sprechen

Während es also durchaus Argumente für eine genderneutrale Sprache gibt, gibt es durchaus auch Punkte, die gegen eine solche Sprachpolitik sprechen. 

Ein häufiges Argument gegen das Gendern ist, dass es zu sprachlicher Unschönheit führen und den Lesefluss stören kann. Einige Menschen empfinden gendergerechte Formulierungen als künstlich oder schwerfällig, was dazu führen kann, dass sie weniger effektiv kommunizieren.

Nicht zu vergessen ist auch der Kosten und Zeitaufwand, der unter Umständen Ressourcen an Stellen verbraucht, die nicht der Produktivität des Unternehmens dienen. Die Umstellung auf gendergerechte Sprache kann mit Kosten und einem erheblichen Zeitaufwand verbunden sein, insbesondere für Unternehmen mit umfangreichen Texten und Kommunikationskanälen. Dies kann zu einer zusätzlichen Form von Belastungen führen, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen mit begrenzten Ressourcen.

Grundsätzlich muss auch in Betracht gezogen werden, dass gesellschaftlich keinesfalls Einigkeit darüber herrscht, wie mit Sprache und Gendergerechtigkeit verfahren werden soll. Einige Mitarbeiter und Kunden könnten das Gendern als übertrieben oder unnötig empfinden und sich dagegen wehren. Dies kann zu Spannungen und Konflikten innerhalb der Organisation führen und das Arbeitsklima belasten.

Abschließend muss auch bedacht werden, dass unterschiedliche Kultur unterschiedlich auf dieses Thema blicken. In einigen Kulturen und Sprachräumen wird das Gendern möglicherweise anders wahrgenommen oder hat eine geringere Relevanz als in anderen. Deutsche Unternehmen, die in verschiedenen Ländern oder Regionen tätig sind, müssen daher die kulturellen Unterschiede und Erwartungen berücksichtigen und möglicherweise unterschiedliche Ansätze verfolgen.

Unternehmen gendern? Ja und nein.

Insgesamt zeigt unsere eingehende Analyse, dass das Gendern in Unternehmen und bei der Arbeit sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich bringt. Auf der einen Seite kann es dazu beitragen, Geschlechtergerechtigkeit und Inklusion zu fördern, Vielfalt als Wettbewerbsvorteil zu nutzen und rechtlichen Anforderungen zu entsprechen. Auf der anderen Seite können sprachliche Unschönheiten, Kosten und Widerstände Herausforderungen darstellen. Trotz dieser potenziellen Hürden ist es wichtig anzuerkennen, dass das Gendern eine wichtige Rolle bei der Schaffung inklusiver und vielfältiger Arbeitsumgebungen spielen kann. Es erfordert jedoch ein ausgewogenes Vorgehen und die Berücksichtigung der spezifischen Bedürfnisse und Herausforderungen jedes Unternehmens. Letztendlich sollte das Ziel darin bestehen, eine Arbeitsumgebung zu schaffen, die für alle Mitarbeiter gleichermaßen zugänglich ist und ihre Vielfalt respektiert. Durch einen offenen Dialog und eine kontinuierliche Evaluation können Unternehmen sicherstellen, dass ihre Bemühungen um Geschlechtergerechtigkeit und Inklusion effektiv und nachhaltig sind.

23. April 2024

Links:

Share

Weitere Artikel